Zwei Rentner gegen den Strom

Aus einer Schnapsidee am Lagerfeuer entstanden, war es am Mittwoch (02.09.2020) endlich so weit. Um neun Uhr holte ich Martin vom KKP im Mondorfer Hafen ab und es ging bei schönstem Wetter los. In vier Tagen wollten wir einmal die bekannte Strecke bis Koblenz hoch schaffen, die wir sonst stromabwärts schon oft gefahren waren sind.

 

 

 

Die Schweiz schickte uns nach heftigen Regentagen dort sogar eine Extraportion Wasser. Um „Waffengleichheit“ herzustellen, blieb mein Seekajak Typ EXPLORER im Bootshaus. Dafür durfte unsere gute alte LOIRE  mit auf die Reise. Unsere beiden TOURYAKs in rot und gelb wurden während der Fahrt vielfach gegrüßt und bewundert.

Nach den üblichen Pausen bis zur Eisdiele in Niederdollendorf, die leider geschlossen war, erreichten wir schon um 14 Uhr 45 den Campingplatz Rolandseck. Dort bekamen wir schon vor dem Zeltaufbau einen leckeren Kaffee von einer netten Wohnmobilistin. Mit der noch ausreichend vorhandenen Restenergie erstiegen wir dann den Rolandsbogen, erhielten da unser verdientes Feierabendbier und ein leckeres Abendessen.  Gleichzeitig konnten wir einen fantastischen Überblick über die getane und zu erwartende Paddelstrecke genießen.

Am nächsten Morgen machte uns die heftige Strömung im weiter gestiegenem Nebenarm schnell warm. Hinter der Fähre ging es dann lockerer weiter. Nach Kaffeepausen beim KC Unkel und im Bootshaus des WSV Sinzig erreichten wir um 15 Uhr den Campingplatz in Bad Hönningen und schleppten unsere Boote über eine Mauer auf die Zeltwiese. Die im Gebüsch versteckte Bootsrampe fanden wir erst danach. Das benachbarte Kristall-Bad war leider – Corona-bedingt – noch geschlossen. Die Wiedereröffnung fand dummerweise erst am Folgetag statt. So musste eine heiße Dusche uns für den verregneten Nachmittag entschädigen.

Der dritte Tag brachte wieder schönes Wetter. Ein an der Verladestelle in Solvay liegendes Frachtschiff musste bei  starker Gegenströmung außen umfahren werden und sorgte für eine schnelle Aufwärmung. Martin zählte drei Paddelschläge für einen Meter vorwärts. Anschließend ging es aber unerwartet locker weiter. Wir waren schon um 13 Uhr 30 am KC Neuwied und wurden dort von Volker begrüßt und versorgt. Wieder viel schneller und leichter als erwartet, war reichlich Zeit für einen ausgiebigen Stadtrundgang.

Weil wir nach der Nacht im Vereinsheim keine Zelte abbauen mussten, waren wir schon um 8 Uhr 30 wieder auf dem Wasser und erreichten schon gegen 13 Uhr den Campingplatz an der Moselmündung gegenüber dem Deutschen Eck. Es war ein sonniger Samstag und in Koblenz „boxte der Papst“. In den gefüllten Lokalen hätte es unserem Gesundheitsminister Jens Spahn wegen der aktuellen Corona-Situation wohl eher nicht gefallen.

Sonntag ging es dann bei  teilweise kräftigem Gegenwind wieder zurück. In Sinzig wurde noch einmal  eine schöne Pause im Bootshaus gemacht bei Kaffee und Käsekuchen bzw. einem „Strammen Max“. Highlight war danach bei  Bad Godesberg die Begrüßung durch zwei liebe Paddlerinnen, die uns die Motivation für die letzten Kilometer gaben.

Als Fazit wäre festzuhalten, dass diese Tour deutlich weniger anstrengend war als erwartet. Mit circa 18 Stunden reiner Paddelzeit für 65 km sollte diese Bergfahrt mit schnelleren Booten für sportliche Paddler durchaus  auch in zwei oder drei Tagen zu schaffen sein. Wir wurden auf unserer Fahrt von vielen Passanten, Radfahrern und sogar Anglern (es gibt auch nette) gegrüßt und bewundert. Im Gegensatz zu vielen Talfahrten in der Strommitte und  ohne Autotransporte kann man bei einer solchen Tour im Übrigen viel Interessantes sehen, zumal das langsamere Paddeln in Ufernähe völlig neue Blickwinkel auf Strandgut (Müll?), Natur und versteckte Kunst- und Bauwerke an einer ansonsten altbekannten Strecke eröffnet.

 

Hartmut Rietz (und Martin Kröger)