Drei Schritte zum sicheren Seekajakfahren

Wer sich auf Nord- und Ostsee sicher bewegen will, sollte drei Dinge tun: sich perfekt vorbereiten, aus gemachten Erfahrungen anderer die richtigen Schlüsse ziehen und von den Profis lernen:

Lars Everding ist Küstenreferent im Ressort Ausbildung und Kanulehrer des Deutschen Kanu-Verbands sowie Ausbilder der Salzwasser Union und gibt ebenfalls wichtige Sicherheitstipps:

Herr Everding, wenn es um Sicherheit beim Fahren mit dem Seekajak geht: Was empfehlen Sie?
Sicherheit auf See beginnt mit einem guten Risikomanagement. Dabei ist die Prävention enorm wichtig und diese fängt schon bei der Planung an. Neben den obligatorischen Checklisten und Protokollen zur strukturierten Planung gilt es, im zeitlichen Kontext betrachtet, drei Planungsebenen zu beachten.

In der ersten Ebene geht um meine Person und meine Ausrüstung.
Dazu stelle ich mir folgende Fragen, die natürlich hier nur einen verkürzten Auszug ohne Anspruch auf Vollständigkeit darstellen:
Habe ich mich selber gut vorbereitet?
Passen meine paddlerischen Kompetenzen, meine Kenntnisse und Fertigkeiten sowohl in der Praxis wie auch in der Theorie zu den geplanten Herausforderungen?
Ist meine Ausrüstung vollständig und hat sich diese schon einmal in der Praxis bewährt?
Bin ich physisch ausreichend in Form und mental ausgeglichen?

Die zweite Ebene betrifft die Tourenplanung an sich:
Ist die geplante Tour so zu realisieren?
Habe ich zu allen nötigen Informationen Zugriff?
Wie sind die navigatorischen und meteorologischen Bedingungen?
Fahre ich in einer Gruppe?
Sind meine Partner mir bekannt und kann ich mich auf sie und ihre Fähigkeiten verlassen?

Die dritte Ebene ist dann vor Ort die letzte Entscheidungsebene:
Stimmen die konkreten Bedingungen mit meiner Planung überein?
Wie sind die konkreten Wetterbedingungen vor Ort, gibt es gruppendynamische Aspekte zu beachten?

Wenn ich in allen Planungsbereichen im „grünen Bereich“ bin und mein Kopf und Bauch im Einklang sind, sollte einer sicheren und erlebnisreichen Seekajaktour nichts mehr im Wege stehen.

Gibt es auf der anderen Seite auch etwas, das Sie nicht empfehlen?
In der Antwort der vorherigen Frage wurde deutlich, dass es gerade im Bereich des Seekajakfahrens schon einer gewissen Grundkompetenz bedarf, um sicher und mit Freude paddeln zu können. Diese geht weit über die eigentlichen Paddelfähigkeiten hinaus. Berücksichtigt man neben den Sicherheitsaspekten noch das notwendige ökologische und natursensible Verhalten, sollte man nicht ohne gründliche Vorbereitung aufs Wasser gehen. Dafür gibt es ganz spezielle Kurse und Schulungen, die man zur Vorbereitung nutzen kann.

Und: Wo würden Sie weitere Informationen zum Thema Sicherheit mit dem Seekajak einholen?
Sicherheit ist das zentrale Thema im Bereich der Seekajakausbildung. Deshalb ist es sehr zu empfehlen, Kontakt zu einer der großen Ausbildungsorganisationen aufzunehmen. Dazu gehört der Deutsche Kanuverband mit seinen Landesverbänden ebenso wie die Salzwasser Union. Beide bieten im Bereich der Seekajakspezialisierung Sicherheits- und Technikkurse an. Hierüber kann man dann aufeinander aufbauende Ausbildungsqualifikationen erwerben, wie z.B. den Europäischen Paddelpass (EPP) der international gültig ist. Ebenso gibt es die Möglichkeit nach der Grundlagenausbildung an geführten Fahrten mit unterschiedlichen Anforderungsprofilen teilzunehmen. Auch vor Ort in den Küstenregionen gibt es touristische kommerzielle Unternehmen, die im küstennahen Erlebnisbereich geführte Fahrten anbieten. Hier sollte man aber unbedingt darauf achten, dass es sich um einen lizensierten Anbieter handelt.

 

Sicherheit & Praxis