Grönlandpaddeltest! 3 D aus Fernost!

3 D aus Fernost! Das neue Stäbchen aus dem Land der aufgehenden Sonne hört auf den Namen IPIK.

Oval ist das neue Rund oder was die Griff-Ergonomie mit dem Vortrieb zu tun hat.

Das Gearlab Kalleq durchpflügt nun schon seit geraumer Zeit unaufhaltsam die Wellenkämme der Meere und zaubert seinen Eignern nach wie vor ein Lächeln auf die Lippen. Gearlab ist mit dem Kalleq ein Paddel gelungen, welches sich sowohl für Anfänger als auch für Spezialisten eignet (siehe auch SK 165, S. 36-38). Der Catch ist beeindruckend, der runde schulterlose Schaft liegt gut in der Hand, die Teilung und die austauschbaren Spitzen versprechen ein gutes Handling und Langlebigkeit.

Doch seit geraumer Zeit hört man ein leises Rauschen in der Community der Stöckchenpaddler. Niemand weniger als Turner Wilson hat in Kooperation mit Chung-Shih Sun, dem Gründer von Gearlab ein neues GP designt. Man darf gespannt sein.

Als mein Gearlab-Dealer Walkonthewildside mir das Privileg zuteilwerden ließ, das einzige Unikat des neuen GPs in ganz Europa testen zu dürfen, war ich sofort Feuer und Flamme. Dann war es soweit. Gut verpackt in einer Deluxe Gearlabpaddeltasche lag es vor mir. Ich zog die beiden Hälften aus der Tasche und was soll ich sagen, es „flashte“ meine Sinne. Deutlich leichter als alle bisherigen getesteten GPs und ein Oberflächenfinish, das begeistert.

Warum bin ich von haptisch und optisch so getriggert?

Der Hersteller schreibt dazu: “ Das Gearlab IPIK verfügt über eine völlig neue 3D-Carbon Konstruktion, bei der das gesamte Paddel mit durchgehenden, ineinander verwobenen Strängen aus Kohlefaser durchzogen wird. Dies führt zu überlegener Festigkeit bei gleichzeitiger Gewichtsreduktion von unter 600 g und einem unverwechselbaren Pyramidenmuster.“

Soweit so gut. Keine Frage, es ist extrem leicht und optisch ein Sahneschnittchen, das seines Gleichen sucht. Kommen wir aber zur wirklichen Innovation. Zumindest für Gearlab, erscheint doch nun ihr erstes Paddel mit einem ovalisierten Schaft. Der Hersteller schreibt dazu: „Zielsetzung war ein Brückenschlag zwischen Tradition und Moderne, die Verbindung des überlegenen Blattdesigns des Kalleq mit dem traditionellen Shape des Inuit-Paddels mit ovalem Schaftquerschnitt und Schulter. Die sanfte Schulter erlaubt eine schnelle und intuitive Handpositionierung mit einer herausragenden ergonomischen Passform. Das Ergebnis sind perfekte Paddelkontrolle und Hebelwirkung. Das Design der Paddelblätter ist stark an das erfolgreiche Kalleq angelehnt.“Diese Symbiose aus der klassisch-traditionellen Inuit-Form mit modernsten Materialien ist auf dem Markt mitnichten neu, aber vielleicht noch nie so gut umgesetzt worden.

Der Praxistest soll es beweisen.

Für ein 3 D Carbon konstruiertes GP der Extraklasse bedurfte es einer ebenbürtigen Test Location. Ein 5 Bft starker Nordwind auf der Seeseite von Norderney und Baltrum konnte mit einem respektablen 3 Dimensionalen Oberflächen- und Wellenrelief der Extraklasse aufwarten. Let’s play :-).

Das GP liegt nun in meinen Handflächen, der ovalisierte Schaft schmiegt sich ergonomisch in die Mulde zwischen Daumen und Zeigefinger. Die restlichen Finger umschließen das Blatt. Es schmiegt sich in meine Hand. Die profilierte Schulter gibt mir ein klar definiertes Feedback. Im Vergleich zu den Konkurrenten Lettmann Blacklight sowie Gram T 900 ist der ovalisierte Schaft als auch der Übergang zum Blatt ein Ticken voluminöser und damit definierter. Für mich mit Handschuhgröße 10 noch akzeptabel greifbar. Irritiert staune ich nach meinen ersten Paddelschlägen. Der Catch sorgt für einen ungeahnten Wumms. Was für eine Verbesserung zum Kalleq! Bei gleicher Blattform ist der Vortrieb merklich besser. Scheinbar führt der ovalisierte Schaft und dessen verdrehungsfreies Führen zu einem wesentlichen besseren Kraftschluss und damit im Ergebnis zu einem besseren Vortrieb. Bleibt noch zu erwähnen, dass die bisher bekannten Features von Gearlab selbstverständlich auch beim IPIK erhalten bleiben.

So schreibt der Hersteller: “Die 1,1 mm scharfe Klinge schneidet das Wasser effizient, während die patentierten austauschbaren ProTek-Spitzen der dritten Generation das Gearlab IPIK vor Beschädigungen schützen. Wie alle Gearlab Paddel ist auch das IPIK mit einer Teilung versehen. Das innovative, metallfreie Carbon-Federgelenkdesign rastet sicher zusammen und gewährleistet eine bündige, feste Verbindung zwischen den beiden Blättern ohne vorstehende Bauteile. Ergebnis ist die Haptik eines einteiligen Grönlandpaddels mit dem Komfort eines zweiteiligen Designs für bequemen Transport.
In allen Gearlab-Paddeln werden Titanschrauben in Luft- und Raumfahrtqualität verwendet, um sicherzustellen, dass selbst das kleinste Element eines Gearlab-Paddels stark und rostfrei bleibt.”

Fazit: Dieser Form-Kraftschluss, einer Orthese gleich, in Verbindung mit der Leichtigkeit des Seins, denn anders kann man dieses federleichte Paddel gar nicht beschreiben, ergeben in der Summe eines der leichtesten, effizientesten GPs aus Carbon. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt. Wer eher kleinere Hände sein Eigen nennt, sollte es unbedingt vorher probepaddeln. Aber gerade hier kämen ja dann, neben den 3 GP Carbon Alternativen (siehe SK 163, S. 48-55), auch wieder das Kalleq als Alternative ins Spiel. Je nach Geschmack und persönlicher Vorliebe, ob rund oder oval, sollte jeder unter dieser mannigfaltigen Auswahl seinen passenden Handschmeichler finden.

Text/Fotos: Lars Everding
Bundeslehrteam Deutscher Kanu Verband
Ausbilder Salzwasser Union e.V.

Disclaimer: Das Paddel wurde mir zum Test kostenlos zur Verfügung gestellt.